Gesammeltes Märchen
der Brüder Grimm
Das Unglück
Wen das Unglück aufsucht, der mag sich
aus einer Ecke in die andere verkriechen, oder ins weite Feld
fliehen, es weiß ihn dennoch zu finden. Es war einmal
ein Mann so arm geworden, daß er kein Scheit Holz mehr
hatte, um das Feuer auf seinem Herde zu erhalten. Da gieng er
hinaus in den Wald, und wollte einen Baum fällen, aber
sie waren alle zu groß und stark : er gieng immer tiefer
hinein, endlich fand er einen, den er wohl bezwingen konnte.
Als er eben die Axt aufgehoben hatte, sah er aus dem Dickicht
eine Schar Wölfe hervorbrechen, und mit Geheul auf ihn
eindringen. Er warf die Axt hin, floh und erreichte eine Brücke.
Das tiefe Wasser aber hatte die Brücke unterwühlt,
und in dem Augenblick, wo er darauf treten wollte, krachte sie,
und fiel zusammen. Was sollte er thun ? Blieb er stehen, und
erwartete die Wölfe, so zerrissen sie ihn. Er wagte in
der Noth einen Sprung in das Wasser, aber da er nicht schwimmen
konnte, sank er hinab. Ein paar Fischer, die an dem jenseitigen
Ufer saßen, sahen den Mann ins Wasser stürzen, schwammen
herbei, und brachten ihn ans Land. Sie lehnten ihn an eine alte
Mauer, damit er sich in der Sonne erwärmen und wieder zu
Kräften kommen sollte. Als er aber aus der Ohnmacht erwachte,
den Fischern danken und ihnen sein Schicksal erzählen wollte,
fiel das Gemäuer über ihn zusammen, und erschlug ihn.
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